KAPITELÜBERSICHT:
ZUR ENTSTEHUNG DIESES BUCHES
EINLEITUNG
„DA LACHEN SOGAR DIE, DIE ES SCHWER HABEN“
HANNES, Schauspieler, Regisseur
„DAS DORF VERSORGT MICH“
FRIEDERIKE, Schauspielerin, Sängerin
„ES GIBT KEINEN SCHWARZEN SCHATTEN“
LUDWIG, Bildender Künstler
„DAS IST WIEDER DIESE OPFERKISTE“
CHRISTINE, Filmcutterin
„ICH GLAUBE, WIR SOLLTEN DIE GAGE ERHÖHEN“
RENATO, Sänger und Schauspieler, Hauptfach Operette,
Bühnenautor
„AUF DER SUCHE NACH MEINEM ZWILLING“
HELENA, Kunstfotografin
„SCHÖN, DASS DU AN UNSEREN GEHEIMNISSEN
TEILNEHMEN WIRST“
LUKAS, Organist, Pianist
„MEINE WUT ZERBRÖSELT DEN GANZEN STEIN“
VALENTINA, Klavierprofessorin
„ALS OB ES AUS EINER ANDEREN WELT KOMMT“
FLORA, Harfenistin, Komponistin
„KOMM, ES IST ZEIT“
YAEL, Tänzerin, Schauspielerin
„MAL SCHAUEN, OB ICH DIE POLARITÄT
AUSTRICKSEN KANN“
EVA, Cellistin, Musikkinesiologin
„ICH WÜNSCHE, DASS MEIN HOFSTAAT VOR MIR TANZT“
MARIANNE, Tanzlehrerin
„MAN HAT JA EH KEINE WAHL“
MAGNUS, Singer/Songwriter, Komponist
„SOETWAS HABEN SIE NOCH NIE GESEHEN“
BRIGITTE, Malerin
„ICH KOMME ALS ZWISCHENGANG“
DORIS, Radiomoderatorin, Sängerin
„DA BIN ICH MEHR ICH“
HOLGER, Schauspieler, Musicaldarsteller
DANKE
ZUR ENTSTEHUNG DIESES BUCHES
Die Frage, ob jemand Talent hat, kann zu den entscheidensten im Leben eines Menschen zählen. Wenn dieses dann auch noch bestätigt wird, gleicht das oft einem magischen Moment. Das Gefühl, „erkannt“ worden zu sein, birgt in sich die Ahnung, dass unser Talent ein Bindeglied zu Aspekten unseres Wesens sein könnte, die uns bislang verborgen blieben.
Für gewöhnlich gehen wir davon aus, dass man Talent hat oder eben nicht hat. Talent entsteht nicht, sondern liegt in der Natur eines damit beschenkten Menschen. Keinesfalls ist es Resultat von Bemühungen, vielmehr ist es Voraussetzung für künstlerische Schaffensprozesse, steht also stets am Anfang und nicht erst am Ende einer Entwicklung - so lautet die gängige Meinung.
Als Erklärungsmodell dürfen da gerade noch die Gene herhalten. Aber seien wir ehrlich: befriedigt es uns wirklich, wenn wir annehmen sollen, Talent würde uns von den Ahnen weitergegeben? Ich kenne bei Weitem mehr Künstler, deren Eltern, Groß- oder Urgroßeltern keine speziell ausgeprägten Talente aufweisen, zumindest keine, die auch gelebt wurden. Jene, die Ursprungsfamilien mit langer Künstlertradition entstammen, bilden eigentlich die Ausnahme. Und auch bei diesen stellt sich die Frage, womit denn das alles einmal begonnen hat - irgendjemand müsste ja schließlich einmal der Erste gewesen sein, bei dem sich etwas von so bleibendem Eindruck manifestiert hätte, dass noch viele Generationen nach ihm davon zehren können.
Und wie genau wäre diese Entwicklung vor sich gegangen?
Wir sind wohl eher geneigt, den Ursprung von Talent einer „höheren Macht“ zuzuschreiben, die sich freilich jeder näheren Definition entzieht. Oder gibt es nicht doch eine Art der Annäherung, deren Beschaffenheit so großen Spielraum umfasst, dass sich sämtliche Er-scheinungsformen von künstlerischem Talent darin finden lassen?
Meine eigene Beschäftigung mit diesem Thema ergab sich fast zwangsläufig als logische Konsequenz meiner Arbeit und führte mich schließlich zu stimmigen Rückschlüssen, mit denen sich viele Zu-sammenhänge nachvollziehen lassen. Voraussetzung dafür ist lediglich, den eigenen Vorstellungsradius zu erweitern und unserer Sichtweise von der Seele einen größeren Rahmen zu setzen, als ihr, zumindest in unserem Kulturkreis, zugestanden wird.
In meiner Praxis für Reinkarnationstherapie leite ich Menschen mittels Rückführungen in ihre vergangenen Leben dazu an, ihrem inne-wohnenden Potenzial auf die Spur zu kommen. Dort, wo im Laufe der Sitzungen künstlerische Begabungen und deren Kommunikation nach außen wahrgenommen werden, fühlen sich meine Klienten meist intensiver als sonst mit der Dynamik des Lebens verbunden.
Zudem bin ich in meinem persönlichen Umfeld von vielen Künstlern umgeben und kenne sämtliche Begleiterscheinungen, die ein Leben mit Talent mit sich bringt:
- den Zweifel, ob man überhaupt Talent besitzt, selbst wenn andere einem dies wiederholt bestätigen;
- die Unsicherheiten darüber, wie sich das Talent eigentlich zeigen sollte;
- die Ängste, dass einem Talent womöglich abhanden kommen könnte, und
- die Frustration, wenn man keine Gelegenheit bekommt, sein Talent unter Beweis zu stellen.
Ich kenne Menschen, die ihr Talent über alles andere stellen, denen nichts wichtiger ist, als ihr Talent zur größtmöglichen Entfaltung zu bringen, aber auch Menschen, die mit ihrem Talent regelrecht auf Kriegsfuß stehen.
Und natürlich weiß ich auch von jenen beglückenden Momenten, wo alles einfach ineinanderspielt und grenzenlose Freude darüber entsteht, dass Talent z.B. eine Melodie, ein Bild, eine Geschichte erzeugt, bisher noch unbekannte Wahrnehmungs- und Empfindungsebenen erschließt und somit eine neue Sicht auf die Welt und das Leben wirft.
Nicht zuletzt ergeben sich meine Erfahrungen mit Talent durch meinen persönlichen Werdegang, in dem sich vor meiner heutigen Tätigkeit als Reinkarnationstherapeutin eine fünfzehnjährige Laufbahn als Schauspielerin findet. Obwohl ich damals mit großem Interesse alle Bücher von Shirley MacLaine las, in denen sie von Rückführungen in ihre früheren Leben berichtet, so verfolgte ich dieses Thema darüberhinaus nicht sonderlich weiter. Mein Hauptfokus blieb während dieser Zeit ganz auf die Bühne gerichtet.
Eines Tages betrat ich eine Buchhandlung und kam mit der Inhaberin, einer Autorin mehrerer Bücher spirituellen Inhalts, ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass sie lange Zeit Ensemblemitglied einer der renommiertesten Wiener Bühnen gewesen war, bis sie bemerkte hell-sichtig zu sein und die Vermittlung von Spiritualiät als ihre wahre berufliche Heimat erkannte. Und dann sagte sie: „Sie werden sehen, bei Ihnen wird es genauso sein!“ Ich empfand das damals fast als Beleidigung, einfach unverschämt und verließ fluchtartig das Geschäft. Das Theater war meine ganze Welt - auch nur im Ansatz an etwas anderes zu denken, wäre mir wie Frevel erschienen. Ich wusste jedenfalls, was von der Hellsichtigkeit dieser Frau zu halten war und beschloss, diese Bemerkung zu vergessen.
Zehn Jahre später fand ich mich dann in einer großen Krise, die sich körperlich und seelisch bemerkbar machte. Hatte ich anfangs nicht den geringsten Zweifel daran gehabt, am Theater meine Erfüllung zu finden, wurde ich nun zusehends unzufriedener mit den Inhalten, die ich auf der Bühne zu verkörpern hatte, und fragte mich, worin meine Rolle eigentlich wirklich bestehen sollte. Ich verstand mich ganz ausgezeichnet auf die Darstellung großer Emotionen, ich selbst jedoch blieb mir dabei seltsam fremd.
Das änderte sich schlagartig, als ich mich dazu entschloss, ein ganzheitlich ausgerichtetes Therapieangebot in Anspruch zu nehmen, im Zuge dessen ich mich schließlich auch in frühere Leben rückführen ließ. In diesen Sitzungen erfuhr ich, dass wahre Selbsterkenntnis immer auch ein Verstehen des Ganzen bedingt, und dass sich in der Folge davon die Dinge „fast von alleine“ in ihre Ordnung begeben.
In dem Maße, in dem mein Leben an äußerer Dramatik verlor, erschlossen sich mir innere Erlebniswelten, die ich so in ihrer Intensität noch nicht empfunden hatte. Und was mich am meisten erstaunte, war, dass dies von einem Gefühl tiefen Friedens begleitet war - ich kam mir selbst und meiner Arbeit näher. Erst durch die Rückführungen begann ich wirklich zu verstehen, was es mit Talent auf sich hat und was Kunst zu bewirken vermag. Allein die Tatsache, sich in früheren Leben in den verschiedensten Rollen wiederfinden zu können, ließ mich die Funktion von Schauspielern in einem anderen Licht besehen: „Die ganze Welt ist Bühne und alle Menschen Spieler nur - wer's weiß, ist klug.“ Shakespeare.
Mit jeder Rückführung, die ich in den letzten Jahren im Zuge meiner Arbeit an diesem Buch mit Künstlern vornahm, wurden weitere Aspekte rund um Talent sichtbar. Und das Schönste: je mehr sich bei ihnen klärte, desto intensiver gestaltete sich der Bezug zum eigenen Talent; es entstanden so für einige mitunter völlig neue Ausdrucksformen.
Die häufige Befürchtung, das Erfassen logischer Zusammenhänge ginge auf Kosten des eigenen Empfindungsreichtums und würde der Kunst ihren Zauber nehmen, ist nur eine der vielen Vorstellungen, die sich bei näherer Betrachtung als unbegründet erweisen. Im Gegenteil: ich bin fest davon überzeugt, dass sich erst, wenn wir das, was wir tun, von Grund auf verstehen, eine tiefe Beziehung dazu ergibt und durch Bewusstheit unser Gestaltungsrahmen an weiteren Dimensionen gewinnt.
Als ich mit den Vorbereitungen zu diesem Buch begann, ahnte ich, dass es interessant werden könnte - dass sich dieser Prozess schließlich als derart spannend erweisen würde, hatte ich nicht erwartet. So hat sich z.B. gezeigt, dass die Entwicklung von künstlerischem Talent in vielen Fällen ursprünglich mit praktizierter Heilarbeit einherging, auch, dass viele Künstler/Künstlerinnen schon Leben hinter sich haben, in denen sie sich mit ganz anderen Ausdrucksformen beschäftigten als heute. Spannend war das natürlich gerade auch im Hinblick auf neue Kunstrichtungen, wie z.B. die Fotografie, die es ja noch gar nicht so lange gibt. Aufschlussreich waren auch die Einblicke in die Alltagsbedingungen, die ein Künstlerleben früher begleiteten.
International tätige namhafte Künstler aus den verschiedensten Sparten begaben sich mit mir auf diese innere Reise, ohne zu wissen, wo sie hinführen würde. Wir erlebten gemeinsam viele berührende Momente, so manches Aha-Erlebnis, großes Erstaunen und auch das Lachen des Buddha!
Für mich bedeutete dies die Gelegenheit, meine beiden Leidenschaften - Kunst und Spiritualität - in ihrer beglückendsten Verbindung zu erleben.
Dafür danke ich allen Beteiligten aus ganzem Herzen!
EINLEITUNG
Künstler sind phantasiebegabte Menschen; ihre Ideenvielfalt, ihr Vorstellungsvermögen und ihr Einfallsreichtum bilden die Grundlage für ihr Schaffen. Was liegt da näher, als auch den Inhalt der hier angeführten Rückführungen einzig und allein ihrer überschäumenden Phantasie zuzuschreiben?
Dazu Ludwig, Zeichner und Geschichtenerfinder: „Zu Beginn hatte ich Bedenken, ob ich mir in den Rückführungen vielleicht nicht nur etwas ausdenken würde, so wie ich eben auch sonst Geschichten erfinde. Doch was ich dann in den Sitzungen an Emotionen erlebte, kannte ich in dieser Form von meinen selbst kreierten Geschichten nicht. Wenn ich selbst Geschichten schreibe, nehme ich währenddessen eher eine konstruierend-technische Haltung ein, um eine Dramaturgie zu entwickeln. Dabei bleibe ich gefühlsmäßig weitestgehend unbeteiligt. In den Rückführungen spielte sich das jedoch auf einer ganz anderen Ebene ab - ich fühlte die Geschehnisse mit. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, mir einen Handlungsablauf auszudenken und dabei weinen zu müssen oder höchstes Glück zu empfinden. Auch der Umstand, dass in den Rückführungen die Ereignisse nicht unbedingt chronologisch geschildert werden, am Ende sich aber trotzdem ein logisch nachvollziehbares, in sich stimmiges Ganzes ergibt, ist für mich ein Beweis dafür, alles tatsächlich einmal erlebt zu haben.“
Wenn Sie die folgenden Protokolle der Rückführungen lesen, werden Sie sich vielleicht fragen, wie es sein kann, dass manchmal Dinge geschildert werden, die dem Betreffenden im früheren Leben unmöglich bewusst sein konnten. Da werden Gedanken und Gefühle von anderen Personen beschrieben, aber auch Strukturen politischer und anderer komplexer Systeme erwähnt, die meist doch außerhalb unseres Wahrnehmungsbereiches liegen.
Um andere Menschen rückzuführen, wende ich eine sehr einfache und klare, nicht-hypnotische Methode an, die all unsere Bewusstseinsebenen (die unbewusste, alltagsbewusste, überbewusste) gleichermaßen aktiviert. So entsteht eine Art von bewusstseinserweitertem Zustand, der einen selbst subtilste Vorgänge, welche normalerweise verborgen bleiben, erfassen lässt.
Viele erleben sich hier zum ersten Mal mit ihren überbewussten Anteilen, in denen Intuition, ein Sinn fürs Ganze, ein Gefühl des All-Ein-Seins und unser inneres Wissen angelegt sind. Hier begreifen wir uns als spirituelle Wesen und verstehen, dass es durchaus in unserer Natur liegt, mit Allem zu jeder Zeit verbunden zu sein.
Unser Überbewusstsein liefert uns sämtliche Informationen, die wir benötigen, um kreative Prozesse verstehen zu können, der berühmte Einfall findet seinen Weg durch genau dieses Tor. Selbst wenn vieles von den später geschilderten Rückführungen auch heute bekannt ist, wird es in den einzelnen Rückführungen noch intensiver erlebt und genauer wahrgenommen, weil dabei das Überbewusste stärker hervortritt und die großen Zusammenhänge verständlicher werden.
Von dieser überbewussten Ebene wählt die Seele zu Beginn eines Lebens jenes Umfeld aus, welches sie benötigt, sich entsprechend ihrer Lebensaufgabe bestimmte Eigenschaften, Qualitäten und Talente bewusst zu machen. Dabei spielen unsere Eltern eine wesentliche Rolle: sie erinnern uns durch ihre eigene Bewusstseinsstruktur sowohl daran, was wir entwickeln, als auch überwinden möchten. In Bezug auf unser Talent haben unsere Eltern demnach durchaus Einfluss auf uns, jedoch in ganz anderer Weise, als es die Genetik sieht. Da sich die Seele schon vor der Zeugung die jeweils passenden Eltern auswählt, ist der Einzige, der einem Talent vererbt, man selbst.
Unser Unterbewusstsein gleicht einem Riesencomputer, der alles abspeichert, was wir in den verschiedensten Inkarnationen erleben und verdrängen, denken, fühlen und empfinden. Immer wenn wir meinen, einer Situation nicht gewachsen zu sein, wenn wir Angst haben und uns bedroht fühlen, glauben wir uns davor schützen zu müssen und verweigern uns der Situation. Wir verschließen unser Bewusstsein und verdrängen Unangenehmes und Schmerzhaftes. In diesen Mini-Blackouts saugt aber unser Unterbewusstsein alles auf, was es kriegen kann. Auch alle nicht ausgelebten Gefühle, Wünsche und Sehnsüchte lagern sich hier ab. Da das Unterbewusstsein nicht erkennen kann, worauf diese sich wirklich beziehen, zudem Zeit und Ort nicht unterscheiden kann, wirft es alles in einen Topf, in dem es dann lange Zeit über brodelt und unser Bewusstsein vernebelt. In diesem Topf befinden sich auch alle Überzeugungen und Meinungen, die das Resultat unserer früheren Erfahrungen sind. Unverdautes bildet also Emotionen, die wir fortan mit uns herumschleppen.
Erleben wir im Heute etwas, das sich in ähnlicher Form bereits im Unterbewusstsein abgespeichert hat, verwechseln wir die aktuelle Situation mit der vergangenen und reagieren nach dem alten Muster. So machen wir aus Neu Alt, interpretieren und projizieren, bewerten und unterstellen - eine höchst unbefriedigende Angelegenheit, welche die konkrete Situation verdreht, Missverständnisse und Leid erzeugt.
In der Kunst zeigen sich unterbewusste Programme z.B. dort, wo Regisseure ständig ähnliche Dramen inszenieren, Schriftsteller dasselbe Thema, zwar in Varianten, aber wiederholt bearbeiten, bildende Künstler dem ewiggleichen Motiv oder Stil treu bleiben oder Schauspieler den immergleichen Typus spielen.
Das ursprüngliche Talent, das dem weiten Feld des Überbewusstseins entspringt und potenziell mit grenzenloser Inspiration und Wandlungsvielfalt verwandt ist, verkommt so zu berechenbarer Routine. Der Kunstbetrieb, der zum Großteil davon lebt, nichtendenwollend zu reproduzieren, was einmal gut angekommen ist, ist voll von solchen Beispielen. So gingen in mehreren Fällen den eigentlichen Rückführungen zum Talent andere Sitzungen voraus, in denen auf Problematiken eingegangen wurde, welche das tieferliegende Potenzial überlagerten. Einige dieser „Talenteverhinderer“ scheinen hier im Buch ebenfalls auf.
Das Unterbewusstsein ist dennoch weise: es scheint alles, das uns im freien Umgang mit dem Leben behindert, solange für uns aufzubewahren, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, in dem wir Licht darauf werfen können. In den Rückführungen geschieht das durch bewusstes Wiedererleben, in dem schließlich der Schlüssel zur Heilung liegt.
Künstlerisches Schaffen und Heilung liegen nahe beieinander und gehen im Idealfall eine kreative Verbindung ein, die sich sowohl für den Künstler selbst, wie auch für den, der mit dessen Kunst in Berührung kommt, eine bereichernde Erfahrung darstellen kann.
Die einzelnen Kapitel sind folgendermaßen aufgebaut:
- der Künstler und sein heutiges Betätigungsfeld
- die Wiedergabe der Rückführung. Sie beginnt meist mit jener Schlüsselszene, die emotional mit dem Thema am stärksten in Verbindung steht. Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, scheint danach das gesamte Leben von Anfang bis Ende auf und nicht, wie es in den Rückführungen normalerweise geschieht, in Momentaufnahmen, die nicht unbedingt chronologisch geschildert werden. Dabei sind meine Fragen ausgeklammert. Die Authentizität des Gesagten wurde beibehalten, zum besseren Verständnis wurden lediglich leichte sprachliche Korrekturen vorgenommen.
In der Rückführung scheinen auch jene Inhalte auf, die früher nicht bewusst erlebt wurden, sondern erst jetzt durch die Aktivierung des Überbewussten klar hervortreten. Häufig wird das in Verbindung mit bestimmten Farbempfindungen geschildert. (An dieser Stelle möchte ich auf mein erstes Buch hinweisen: „Deine Farben - Deine Leben“ zeigt auf, in welchem Zusammenhang intuitive Farbwahl mit früheren Leben steht und geht sehr genau auf den therapeutischen Nutzen von Rückführungen ein. Siehe auch S. 222 am Ende des Buches.)
- ein Interview als Reflexion sowohl zur Sitzung, als auch zu den Entwicklungen, die sich daraus ergeben haben. In manchen Fällen lagen zwischen der Rückführung und dem Interview einige Jahre. Es war bemerkenswert, dass manche Aspekte des früheren Lebens und ihre Bedeutung für das heutige häufig erst mit der Zeit klar wurden.
Wenn ich jemanden rückführe, wird davor das Thema festgelegt, welches man sich mittels eines vergangenen Lebens erschließen möchte. Danach leite ich mit klaren, einfachen Fragen dazu an, die Zusammenhänge selbst wahrzunehmen und halte das Gesagte schriftlich fest. Ich gebe weder konkrete Bilder vor, noch lenke ich das Geschehen in eine bestimmte Richtung. Meine Fragen beschränken sich lediglich auf „Was kommt jetzt, was siehst du, hörst du, fühlst du?“ etc…
Während der Rückführung liegt der/diejenige und hat die Augen geschlossen.
Um die Privatsphäre der an diesem Projekt beteiligten Künstler zu schützen, scheinen alle anonymisiert auf. Die hier wiedergegebenen Erlebnisse sind in ihrer Form zwar einzigartig, sprechen jedoch gleichzeitig Erfahrungen an, die im Grunde jedem Einzelnen von uns möglich sind.
So wendet sich dieses Buch gerade auch an jene Menschen, die meinen, selbst kein Talent zu besitzen und will dazu inspirieren, dieses in sich zu entdecken.
Auszug aus dem Kapitel
„ALS OB ES AUS EINER ANDEREN WELT KOMMT“
FLORA ist Harfenistin und Komponistin, gibt weltweit Konzerte, leitet Meisterklassen und hat mehrere CDs veröffentlicht.
In der ersten Rückführung gehen wir ihrer Beziehung zur Harfe auf den Grund.
FLORA:
„Zu Beginn sehe ich mich auf einer Stufe sitzen, die hinaus ins Freie auf eine sehr belebte kleine Gasse führt, im Innenhof sind ein paar Leute. Ich bin ein
schlanker Mann, habe dunkles Haar und braune Augen, trage Sandalen und weisse Kleidung. Ich spiele Musik und lausche den Tönen, finde Frieden und Stille, und es ist egal, was um mich herum ist.
Ich spiele für mich, um irgendetwas verarbeiten zu können. Dann holt mich ein Diener, dessen Herr krank ist und möchte, dass ich zu ihm in seinen Palast komme. Für mich ist das, als ob ich in
eine andere, reichere Welt steige. Ich war schon öfter hier. In schwierigen Situationen und bei Entscheidungen holt sich dieser Mann Trost bei mir. Diesmal geht es ihm gesundheitlich sehr
schlecht. Es sind Frauen um ihn, ruhig und betroffen, jemand tupft ihm die Stirn ab. Er ist froh, dass ich da bin, denn ich bringe ihm Erleichterung.
Ich spiele nun direkt zu ihm hin, um ihm zu helfen in eine andere Ebene zu gehen. Ich kenne die Melodie, kann totale Verbindung zu ihm aufbauen und spiele eine
Zeitlang, was für alle sehr beruhigend ist. Es ist, als ob Licht und Weichheit in die Angst und Starre kommen. So wird akzeptiert, dass er krank ist und stirbt, etwas kommt in Fluss. Nachdem er
gestorben ist, spiele ich noch weiter, bis ich spüre, dass es nun genug ist.
Ursprünglich gehe ich mit der Absicht ins Leben, viel zu lernen, nicht konform zu leben, sondern abseits üblicher Bahnen tief in das Mysterium des Lebens
einzudringen.
Ich bin ein sehr lebendiges Kind und wohne in einem Haus mit vielen Menschen. Die Gegend wirkt wie Marokko. Als kleiner Junge von sechs Jahren höre ich Töne und
laufe aus dem Haus um ihnen zu folgen. Ich sehe einen Mann auf einem lautenähnlichen Instrument spielen, das zieht mich an wie ein Magnet, als ob es aus einer anderen Welt kommt. Ich schleiche
mich dann häufig von zu Hause weg um diesem Mann zu lauschen. Eines Tages bemerkt er mich und sagt, ich solle näher kommen. Ich bin ganz ehrfürchtig, und als er sieht, dass er in mir etwas
auslöst, wartet er, was sich daraus entwickelt. Schließlich bietet er mir Unterricht an. Ich bin ein kleiner Lausbub, offen und neugierig. Wenn ich von zu Hause weg bin, fragen mich die Eltern
danach, wo ich denn gewesen wäre, schimpfen zuerst, sind dann aber sehr interessiert und erstaunt. Und als sie bemerken, dass mir die Stunden bei diesem Mann viel bedeuten, unterstützen sie
mich.
Mein Lehrer lässt mich zu Anfang sehr viel spüren und hören und ich lausche dem Zauber des Instruments. Mit der Zeit sagt er mir mehr über Töne und die größeren
Zusammenhänge. Er kann mit dem Instrument in den Kosmos hinausspielen und etwas damit bewirken. Die mystischen Töne haben Kraft: der eigene Körper kommt ins Schwingen und in eine andere Stimmung,
für mich ist das wie ein erweiterter Bewusstseins-zustand, wie wenn sich Räume öffnen, in die ich sonst nicht hineinfinde. Mein Lehrer weiß viel und sagt, das Wichtigste ist das Hören, das totale
Öffnen, das Lauschen. Es ist wie ein Geistestraining, bei dem die Aufmerksamkeit fokussiert wird. Bei den Tönen selbst handelt es sich um wenige, jedoch unterschiedliche Töne. Es geht um die
Handhaltung, den Aufbau von Skalen und das Lernen verschiedener Melodien, die Stimmungen wiedergeben.
Ich bin lange bei meinem Lehrer, die Musik ist nur ein Teil seines Wissens, er ist zudem Heiler und weiß noch viel mehr. Er kennt die Wirkung von Heilpflanzen und
Tönen auf Krankheiten. Bei Depression und Melancholie z.B., setzt er Johanniskraut ein und die Töne A und G. Er arbeitet auch mit der Vorstellung von Licht und Farbe. Die Melodien entwickeln sich
aus einem Grundton und werden zu den Menschen „hingespielt“. Durch diese Vorstellung wirken die Töne stärker.
Bei Depressionen verwendet er die Farben Gelb, Grün und erhellende Farben.
Wenn jemand traurig ist, lerne ich, mich mit ihm zu verbinden und „seine Trauer zu spielen“. Dabei muss ich total leer werden, damit ich ganz hinspüren und so ein
Kanal von diesem Menschen werden kann. Um die Leere zu erzeugen, gehe ich in die Stille und spiele dann immer nur einen Ton, den ich wiederhole und dem ich so lange lausche, bis alles Eigene
wegfällt. Es ist wie eine innere Reise, dabei werde ich gelenkt, und die Regeln fallen weg. Dazu erzeuge ich auch Geräusche mit dem Mund. Dadurch öffne ich im Anderen etwas, und er bekommt
Kontakt zu sich selbst, etwas Lebloses fällt weg, er spürt sich wieder. Das ist wie seelische Nahrung für sein Weiterleben, und er fasst wieder Vertrauen.
Ich lerne, die Klänge durch mich hindurchfließen zu lassen, sie klingen in mir nach, ich gebe jede Kontrolle ab, und so entstehen oft starke seelische
Begegnungen.
Die Konzentration auf einen einzelnen Ton, meist E oder G, bringt mich dann wieder ganz zu mir.
Ein Problem ist, dass ich nach den Stunden bei meinem Lehrer noch so von diesen anderen Welten erfüllt bin, dass mich andere nicht verstehen können, ich ihnen nur
wenig davon vermitteln kann. Meine Eltern spüren, dass ich diese andere Welt liebe, doch stellt sich die Frage nach einem Brotberuf, da bin ich etwa zehn Jahre alt. Ich überlege mir auch, wie ich
mehr bei meinem Lehrer sein könnte.
Mein Meister spricht schließlich mit meinen Eltern, erwähnt mein spezielles Talent für diese Arbeit und auch, dass er für mich aufkommen würde. Meine Eltern können
nicht verstehen, was das für Wege sein sollen, aber sie sehen, dass da doch etwas Besonderes ist und erlauben mir, bei ihm zu leben. Danach besuche ich meine Eltern zwar gerne und oft, gehöre
aber innerlich mehr zu meinem Lehrer.
Er ist ein sehr liebevoller, älterer Mann mit langem Bart, er lebt mit seiner Frau in einem offenen, warmen Haus, in dem ich mich wie in einer Familie fühle. Meine
Verbindung zu ihm ist sehr stark. Er liebt mich wie einen Sohn und lehrt mich alles, was er weitergeben kann. Die Ausbildung dauert bis ich achtzehn Jahre alt bin, und reicht in tiefste Ebenen.
Es gibt auch andere Schüler, die aber nicht so talentiert sind wie ich, die lehrt er nur Kräuterkunde und Alchemie. Mein Lehrer hat den Ruf, ein sehr kraftvoller Heiler zu sein, und wird daher
von vielen Menschen aufgesucht.
Auch seine Frau ist sehr wissend. Sie unterstützt und schützt ihren Mann, weil sein Wissen vielen gefährlich erscheint. Bei Anzweiflungen von außen spielt sie
einfach vor, dass sie beide ganz normale Leute, ein ganz normales Ehepaar sind.
Ich heiße Samuel, bin sensibel, auch voll Kraft und sehr wissbegierig. Es wird mir alles mündlich weitergegeben, aufgeschrieben wird nur wenig.
Mein Schwerpunkt ist das Spielen auf der Lyra und das Singen von Tönen; ich lerne auch Trommeln miteinzubeziehen. Mein Instrument besteht aus einem dünkleren Holz
und Schafdarmsaiten. Mein Lehrer nimmt mich eines Tages in eine Werkstatt mit, zu der wir einen Tag lang reisen. Dort stellen drei Männer in einer zufriedenen, ruhigen, aber lebendigen Atmosphäre
Instrumente her. Ein Mann sitzt und poliert ein Instrument, dabei summt er vor Freude darüber, dass er das tun kann - durch das Summen belebt er das Instrument. Es ist eine Tradition, dass diese
Männer über ihre Instrumente eine Verbindung zum Kosmos herstellen, es ist ihnen Freude und Ehre, das tun zu können. Weil dem Instrument gegenüber Ehrfurcht besteht, werden strenge Kriterien
angewandt. Das Holz ist von Kirsch- oder Olivenbäumen, es kommt darauf an, wie es gewachsen ist und behandelt wird. Es wird bis zu dreißig Jahre lang gelagert, denn es muss ganz trocken sein. Die
Baumstämme werden in ein bis zwei Zentimeter dicke Schichten geschnitten, in Regale geschlichtet und später noch einmal dünner geschnitten.
Erst am fertigen Instrument sieht und hört man dann, ob das Holz dafür geeignet war oder nicht. Kirsche ist nicht gleich Kirsche, Olive nicht gleich Olive. Wenn das
Instrument fertig ist, wird es mit Bienenwachs eingelassen oder mit einem Harzlack behandelt, der mit einer Art von Pinsel aus flachen, dünnen Stäbchen aufgetragen wird.
Die Saiten stammen von Därmen verstorbener Schafe, nur wenn einmal großer Bedarf herrscht, werden Tiere speziell dafür geschlachtet. Die Därme werden getrocknet und
in einer Seifenlauge gereinigt, damit sie geschmeidig bleiben und man sie weiter verarbeiten kann.
Dann gibt es ein Segnungsritual für das Musikinstrument. Dabei wird sein materieller Körper und sein Geist besungen, voll Freude darüber, dass das Werk nun gelungen
ist. Es erfolgt die Bitte, dass es mit seinem Besitzer eine gute Beziehung eingehen möge, es beschützt und belebt bleibt. Wichtig dabei ist, dass in einem selbst Resonanz zum Instrument erzeugt
wird.
Die Instrumente, die nicht verkauft werden, bleiben in der Werkstatt und Kinder dürfen darauf spielen.
Farben haben keine Bedeutung für die Instrumente. Mit Farben arbeiten wir nur in unserer Vorstellung:
ROT steht für Lebendigkeit
VIOLETT für Passivität
HELLES BLAU für den Himmel
(..)